TYPO3 vs. WordPress – und was ist eigentlich Neos CMS?
Wir verwenden für unsere Web-Projekte vorrangig die beiden CMS-Systeme TYPO3 und WordPress und sind bei Kundenanfragen oder auch in der laufenden Kundenberatung oft mit der Fragestellung beschäftigt, welches System denn für die individuellen Anforderungen am besten geeignet ist. Doch was sind die Unterschiede der beiden Systeme und welche Vor- und Nachteile gibt es?
Entwicklung und Updates
Beide CMS-Systeme sind Open Source Projekte und werden von der jeweiligen Community ständig weiterentwickelt. Für beide Systeme gibt es regelmäßige Updates, die Sicherheitslücken schließen und neue Funktionalitäten mit sich bringen.
TYPO3 bietet LTS-Versionen an, d.h. es werden laufend Aktualisierungen und Sicherheitsupdates durchgeführt. Sicherheitslücken können im Anlassfall schnell mit Patches behoben werden und somit können die TYPO3-Versionen länger verwendet werden. Im Gegensatz dazu gibt es bei WordPress verhältnismäßig viele Updates, die regelmäßig eingespielt werden sollten. Bei WordPress sind Versionssprünge zumeist kein großer Aufwand. Im Verhältnis dazu ist ein Versions-Update bei TYPO3 mit mehr Aufwand verbunden.
TYPO3 | Wordpress | |
---|---|---|
erste Version | 1998 | 2003 |
aktuelle Version (Stand Juni 2017) | 8.7 | 4.8 |
Open Source | ja | ja |
Support | LTS (Long Time Support) | regelmäßige Updates |
Dokumentation | gut | sehr gut |
Benutzerverwaltung
Das Rechtesystem von TYPO3 ist sehr flexibel. Man kann definieren, welche Benutzerin/welcher Benutzer auf welcher Seite was tun darf und was nicht. So umfangreich und ausgereift ist die Benutzerverwaltung von WordPress nicht. Die WordPress-Benutzerverwaltung kann zwar erweitert werden, dennoch ist es schwierig, Rechte auf Seitenebene zu definieren, beispielsweise, dass Benutzerinnen und Benutzer nur bestimmte Dinge auf vorgegebenen Seiten bearbeiten dürfen.
Ein weiterer Unterschied in der Verwaltung der beiden CMS sind die Benutzerbereiche. In WordPress gibt es für alle Benutzerinnen und Benutzer – Frontend & Backend – nur einen Bereich. Man kann den Userinnen und Usern zwar unterschiedliche Rollen geben, trotzdem können sich alle im Frontend und Backend der Seite einloggen (es sein denn, man verhindert dies mit Plugins oder selbstgeschriebenem Code). Die Trennung von Frontend und Backend Login ist bei TYPO3 strikter. Hier können viele Benutzerbereiche angelegt werden, die voneinander unabhängig sind und auch nur für einzelne Dinge verwendet werden können.
Nehmen wir als Beispiel eine große Firmenwebsite: Ich möchte, dass Redakteurinnen und Redakteure die Inhalte der Webseite verwalten können, aber auch einen Bereich wo sich Mitarbeiter einloggen können, um firmeninterne Inhalte angezeigt zu bekommen. Außerdem möchte ich, dass eingeloggte Kunden Produkte auf der Webseite kaufen können. Bei diesem Beispiel gibt es einen Backend-Loginbereich (Redakteurinnen und Redakteure) und zwei Frontend-Bereiche (Mitarbeiter und Kunden). In TYPO3 wären die drei Benutzerbereiche getrennt (die Benutzerinnen und Benutzer können sich nur in dem Bereich einloggen, in dem sie registriert sind) – in WordPress müsste man unterschiedliche Rollen definieren.
Gibt es also mehrere Rollen und einen Frontend-Login auf der Webseite ist TYPO3 die erste Wahl. Sollen nur wenige Redakteurinnen und Redakteure die Inhalte auf der Webseite im Backend verwalten und das komplexe Rechtesystem von TYPO3 nicht benötigt werden, ist zu überlegen, WordPress einzusetzen.
TYPO3 | Wordpress | |
---|---|---|
Benutzerverwaltung Backend | für komplexe Benutzerverwaltung geeignet (Benutzergruppen + Untergruppen mit unterschiedlichen Rechten) | flachere Benutzerstruktur (Admin, Redakteurin/Redakteur, Autorin/Autor, Mitarbeiterin/Mitarbeiter) |
Benutzerverwaltung Frontend | für komplexe Benutzerverwaltung auf der Webseite geeignet | eignet sich weniger für Frontend-Logins, mit Anpassungen aber möglich |
Verbreitung & Sicherheit
Laut Statista hat WordPress einen Marktanteil von 58,9 % und TYPO3 lediglich 1,4 % (Stand April 2017). Als meistgenutztes CMS im Web ist WordPress als Angriffsziel für Hacker „attraktiver“ als TYPO3. Das merkt man auch an den vielen Login-Versuchen von Bot-Netzwerken auf WordPress-Installationen. Diese kommen gelegentlich auch bei TYPO3 vor – jedoch in viel geringerer Anzahl. Um WordPress so sicher wie möglich zu machen, sind einige Konfigurationen notwendig, die bei TYPO3 bereits berücksichtigt werden. Es sollten aber grundsätzlich in jedem Fall bei beiden CMS zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt werden.
TYPO3 | Wordpress | |
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Marktanteile (laut Statista) | 1,4 % | 58,9 % |
Sicherheit | wird in der Konfiguration schon viel mitgeliefert | einige zusätzliche Konfigurationen notwenig |
Erweiterbarkeit, Struktur und Redaktion der Inhalte
Beide CMS-Systeme können mit Extensions/Plugins erweitert werden, wobei die Installation von Plugins in WordPress schneller und einfacher ist. Auch gibt es für WordPress viel mehr Plugins als Extensions für TYPO3. Für beide CMS-Systeme gilt zu überprüfen, ob Erweiterungen aus seriösen Entwickler-Quellen stammen. Sie sollten aus Sicherheitsgründen auch immer auf dem neuesten Stand sein.
Bei TYPO3 werden die Inhalte auf Seiten und Unterseiten mittels unterschiedlicher Elemente (Texte, Bilder, Plugins) zusammengebaut, während im Gegensatz dazu die Inhalte einer Seite bei WordPress in einem Rich Text Editor eingefügt werden. Es gibt sogenannte „Page-Builder“ für WordPress mit denen Seiten auch mit unterschiedlichen Elementen befüllt werden können. Grundsätzlich werden Seiten in TYPO3 als Baum abgebildet, bei WordPress gibt es vom System aus Seiten und Beiträge mit Kategorien und Tags.
Typo3 Interface
WordPress Interface
Die Einschulung von Redakteurinnen und Redakteuren bei WordPress ist nicht so aufwändig, da die Bedienung intuitiv ist. Im Gegensatz dazu ist TYPO3 schwerer zu erlernen. Bei komplexeren Inhalten sind meiner Meinung nach die Inhalte in TYPO3 besser strukturiert als bei WordPress, in diesem Fall ist die Bedienung von TYPO3 für Redakteurinnen und Redakteure einfacher.
TYPO3 | Wordpress | |
---|---|---|
Struktur der Inhalte | Baumstruktur | Seiten, Beiträge, Kategorien |
Erweiterbarkeit | Extensions | Plugins |
Verwaltung von Inhalten | komplex, benötigt Erfahrung | intuitiv, kleinere Lernkurve |
Multi-Site und Multi-Language
Multi-Site bedeutet, dass mehrere Webseiten in einer CMS-Installation verwaltet werden, die auch unterschiedliche Domains haben können. In TYPO3 ist diese Funktionalität vom System schon eingebaut; WordPress muss dafür eigens aufgesetzt werden. Sollte eine Installation mehrere Webseiten beinhalten, ist eindeutig TYPO3 zu empfehlen.
Anders verhält es sich mit Multi-Language, also der Mehrsprachigkeit einer Webseite. Die entsprechende Funktionalität ist in TYPO3 bereits vorhanden. Aber auch WordPress kann mittels eines Plugins schnell erweitert werden.
Hier stellt sich die Frage, welche Anforderungen an die Webseite gestellt werden: Gibt es mehrere Domains mit unterschiedlichen Sprachen oder gibt es andere Funktionalitäten, die in TYPO3 besser umgesetzt sind, wäre TYPO3 die bevorzugte Wahl. Ist die Seite ansonsten nicht komplex oder hat sie nur wenige Funktionalitäten, so kann WordPress eingesetzt werden.
TYPO3 | Wordpress | |
---|---|---|
Multi-Site (mehrere Webseiten in einem CMS) | ja | mit zusätzlichen Einstellungen möglich |
Mehrsprachigkeit | ja | mit Plugin möglich |
Fazit
Beide CMS-Systeme eignen sich aufgrund ihrer Eigenschaften für unterschiedliche Projekte und Anforderungen. Für kleine Webseiten (z.B. Webseiten ohne komplexe Funktionalitäten oder Blogs) eignet sich WordPress besser, für umfangreichere Webseiten mit vielen Funktionalitäten, mehreren Sprachen und Benutzerrollen ist TYPO3 besser geeignet.
TYPO3 | Wordpress | |
---|---|---|
Geeignet für: | für umfangreiche Webseiten mit viele Funktionen | für kleine/mittelgroße oder inhaltsorientierte Webseiten |
Neos CMS – eine gute Alternative?
Das Projekt TYPO3 Neos wurde 2006 gestartet – 2013 stand die erste Version zum Download bereit. Seit 2015 wird Neos unabhängig von TYPO3 weiterentwickelt und mit der neuesten Version 3.0 wurde die vollständige Trennung aus dem TYPO3-PHP-Namenraum geschafft. Ich wurde zuletzt durch einen Vortrag von David Spiola auf dem Webclerks Meetup erneut auf Neos aufmerksam.
In der TYPO3-Welt habe ich zwar immer wieder etwas von Neos gehört und gelesen, jedoch hatte ich nicht den Eindruck, dass es ausgereift genug war. David hat aber gezeigt, dass es mit den beliebtesten CMS-Systemen mithalten kann und noch dazu für Redakteure viel einfacher zu bedienen ist. Der Grundgedanke bei Neos war immer, dass Benutzerinnen und Benutzer die Inhalte mittels einer Live-Ansicht bearbeiten können – das Backend sieht aus wie das Frontend, man kann die Texte und Bilder direkt bearbeiten.
Neos basiert auf dem PHP Framework Flow, welches ebenfalls aus der TYPO3-Community stammt und verwendet die Fluid Template-Engine, die seit TYPO3 4.5 verwendet werden kann. In unseren neuen Projekten setzen wir diese auch bei TYPO3 ein. Weiters kommt bei TYPO3 die Konfigurationssprache TypoScript zum Einsatz. In Neos wurde die Sprache weiterentwickelt und von TypoScript 2 kürzlich in Fusion umbenannt. Der Umstieg auf das Neos CMS könnte also für uns TYPO3-Erfahrene weniger aufwändig sein.
Der erste Eindruck ist vielversprechend. Es bleibt spannend – wir bleiben dran!
Neos Interface
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Veröffentlicht am: 28.06.2017
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