Sprung Mirjam

Von 22. – 25.04.2017 fand das 4GAMECHANGER Festival statt, welches vor allem die Gamechanger der Digitalisierung in den Mittelpunkt stellte und ich durfte am Tag 4 mit dabei sein.

Social Media gibt allen eine Stimme

Gleich zu Beginn sprach Randi Zuckerberg (Schwester des Facebook-Gründers, die von Beginn bis 2011 im Marketing von Facebook tätig war) über die Mentalität und Zusammenarbeit bei Facebook. So wurden monatliche Hackathons veranstaltet an denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Projekten, die sie persönlich interessieren, arbeiten können – egal welchen Sinn die Projekte verfolgten. Dadurch haben sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst wie Start-Up-Gründer gefühlt und einige dieser Projekte sind heutige Funktionen bei Facebook. Sie ist auch der Meinung, dass die Vorteile von Social Media auch deren Nachteile sind. Jeder bekommt eine Stimme.

"We gave a voice to everyone." After November 2016: "Holy Shit. We gave a voice zu everyone." Selbstkritische @randizuckerberg #4gamechanger . — Judith (@YouDidinVienna) April 25, 2017

In den folgenden Diskussionen über den Einfluss von Social Media auf Wahlen und Fake-News findet Ingrid Brodnig (Journalistin und Autorin) klare Worte. Sie ist der Meinung wer Facebook als Medium bezeichnet, macht es viel kleiner als es ist und warum sich gerade Falsch-Meldungen so schnell verbreiten liegt daran, dass Themen die Emotionen auslösen mehr Interaktion generieren und sich schneller verbreiten. Laute Stimmen bekommen dadurch mehr Gewicht. Für Veit Dengler (CEO der NZZ-Mediengruppe) geht es auch darum, wie wir mit Social Media umgehen, anstatt Facebook oder einen Algorithmus als Feind zu sehen. Randi Zuckerberg findet auch das Fake-News einfach kein Geld bzw. keine Finanzierung mehr bekommen dürfen.

Technologie vs. Mensch

Gerd Leonhard, Autor von Technology vs. Humanity sprach in seiner gleichnamigen Keynote über die Möglichkeiten unserer digitalen Zukunft. Er bezeichnet das Smartphone als externes Gehirn und stellt die Frage, ob wir nicht in Zukunft nur noch auf dem Sofa sitzen und uns alles liefern lassen (Sofalarity statt Singularity). Er sagt Technologie sei moralisch neutral, bis wir sie anwenden. In Zukunft kann sie gefährlicher sein als nukleare Waffen.

Der ersten weltweit anerkannten Cyborg Neil Harbisson erzählte von seinen Erfahrungen Farben hören zu können und wie fasziniert er von der Idee ist den Körper mit Technologie zu erweitern. Im Zuge der anschließenden Diskussion bezeichnete er Technologie als Teil der Evolution – ebenso wie der menschlichen Entwicklung von Bakterien zum aufrecht gehenden Menschen. Für ihn bedeutet es Freiheit den Körper so zu gestalten, wie man möchte. Gerd Leonhard stellte daraufhin die Frage in den Raum, ob dieses Vorgehen nicht unmenschlich macht. Das Menschen in Zukunft dann „upgegraded“ oder perfektioniert werden müssen, zum Beispiel schon als Kind.

Die Zukunft der Digitalisierung

Am Nachmittag ging es spannend mit der Diskussion über Artificial Intelligence weiter, bei der eigentlich mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet wurden. Ein großes Thema sind Ethik-Entscheidungen durch Maschinen – wird es solche geben können? Oder sind die Menschen, die die Maschine entwickelt haben dann in einem ethischen Dilemma? Wir werden jedenfalls gravierende Unterschiede in den nächsten 5-10 Jahren wahrnehmen können. So sollen laut Hermann Hauser (Ingenieur, Computer- und Risikokapital-Unternehmer) große Automarken vom Markt verschwunden sein und stattdessen selbstfahrende Autos verfügbar sein. Er prognostiziert auch, dass 2020 die künstliche Intelligenz der des Menschen überlegen sein soll?!

Bei der anschließenden Diskussion darüber, welche Jobs die Digitalisierung mit sich bringt und welche Jobs wegfallen sind die Antworten schon konkreter: Alric Ofenheimer von der Rechtsanwaltskanzlei Eisenberger & Herzog ist der Meinung, dass Datensammlungs- und Recherchearbeiten in seiner Branche weitestgehend wegfallen werden. Berufsanfängerinnen und -anfänger werden dann höher einsteigen. Dadurch sind dann Bildungseinrichtungen gefordert. Muna Duzdar (Staatssekretärin für Diversität, Öffentlichen Dienst und Digitalisierung) betont wie wichtig es ist den Menschen die Angst zu nehmen die Digitalisierung als Bedrohung zu sehen. Alle beteiligten sind sich einig, dass es wichtig ist schon früh mit der Ausbildung im digitalen Bereich zu beginnen. Muna Duzdar macht aber deutlich, dass es in dieser Ausbildung nicht darum geht ein Tablet oder Smartphone in der Schule zu haben, sondern um den richtigen Umgang mit diesen Medien – also Medienkompetenz.

Neben all den spannenden Vorträgen und Diskussionen gab es auch die Möglichkeit selbst einige Technologien auszuprobieren, beispielsweise eine VR-Brille mit Simulation oder eine 3D-Aufnahme von einem selbst:

Die Gamechanger des Jahres

Die Abschlussdiskussion hatte den Schwerpunkt „Digital Inclusion“, wo unter anderem auch Projekte von Hikmet Ersek (Western Union) und Forest Whitaker zur Flüchtlingshilfe vorgestellt wurden. Diskutiert wurde dann vorwiegend über die Flüchtlingsthematik der letzten zwei Jahre.

Das große Finale war schließlich die Award Show, bei der Preise in verschiedenen Kategorien verliehen wurden. Das Highlight war hier sicher der Preis für den „4GAMGECHANGER“ des Jahres 2017. Dieser wurde von Bundespräsident Alexander Van der Bellen an Forest Whitaker überreicht.

Nach einem spannenden Tag mit vielen Zukunftsprognosen und neuen Ideen wird deutlich, dass der Einfluss von Social Media bzw. der Digitalisierung auf Gesellschaft und Politik uns noch vor große Herausforderungen stellen und viel Diskussion erfordern wird.

Veröffentlicht am: 27.04.2017

Bild von Mirjam Zenz

Autorin

Mirjam Zenz